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Nachtseiten
Johann Heinrich Füssli: Satan und Tod,
von der Sünde getrennt, 1802
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Foto: Bruno Hartinger
Die Menschen erlebten im 18. Jahrhundert nicht nur die Erhabenheit der äußeren Natur als schauerlich-schönen Schrecken. Auch in ihrer inneren Natur, in ihrer Psyche, erkannten sie Abgründe und Ängste. Die rationale und fortschrittsgläubige Auffassung der Welt allein befriedigte nicht die Sehnsucht der Menschen nach dem Unerklärbaren. Vom hellen Licht der Aufklärung verschattet, wurden die Nachtseiten des Menschen und der Gesellschaft zum Thema von Kunst und Literatur. Aberglaube und Albträume, das Absurde, aber auch Terror und Gewalt regten als dunkle Vision die schöpferische Kraft an. Die ungezügelte Phantasie wurde der Vernunft zur Seite gestellt. Zweifel, Kritik und Ironie, aber auch die Forderung nach Anerkennung der individuellen künstlerischen Freiheit entwickelten sich so zu einem Fundament der modernen europäischen Kunst.
Francisco de Goya (1746–1828), Los Caprichos inventados y grabados al agua forte,hier: Nr. 43, Der Traum/Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer, 1799; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett Foto: Herbert Boswank